Im Gespräch
Literatur in und aus Niederösterreich
26. 4. 2017
Gerüchte über den Tod des Buches sind stark übertrieben - Für mehr Literaturförderung in Niederösterreich -
Die Ergebnisse des "Ersten literaturpolitischen Podiums in Niederösterreich"
Niederösterreich hat in den letzten Jahren einen enormen kulturellen Aufschwung genommen. Ohne den entsprechenden Mitteleinsatz wäre das nicht möglich gewesen. Ob und wie die Literatur davon profitiert hat, war das Thema des "Ersten literaturpolitischen Podiums in Niederösterreich".
Unter Beteiligung von Landesrätin Barbara Schwarz, des Autors und Geschäftsführers der IG Autoren/Autorinnen, Gerhard Ruiss, des Schriftstellers Alfred Komarek, der Leiterin der Abteilung Literatur des Landes NÖ, Gabriele Ecker und der Journalistin Maria Scholl wurde am 26. April im Literaturhaus NÖ ein Podiumsgespräch unter dem Titel "Literatur in und aus Niederösterreich" durchgeführt.
Neben der Darstellung des Status quo und der durchaus beachtlichen Erfolgsbilanz, die seitens verschiedener literarischer Vermittlungseinrichtungen gezogen werden konnte, ging es auch um die Erhebung des Bedarfs. Dieser richte sich sehr wohl, jedoch nicht ausschließlich auf die finanzielle Seite der Literaturförderung - welche im Gesamtkontext der ständig ausgebauten Kulturförderung des Landes NÖ als bescheiden eingestuft wurde. Landesrätin Barbara Schwarz stellte dazu resümierend fest, dass hier "Luft nach oben" sei.
Ein nicht wesentlich weniger wichtiger Punkt in der Diskussion war die allgemeine Einbindung von Literatur in den kulturellen Kontext. Bereits in seinem Eingangsstatement verwies Gerhard Ruiss darauf, dass der Terminus "Literatur" beispielsweise in der gerade überall verbreiteten aktuellen kulturellen Selbstdarstellungsbroschüre des Landes ("Selektionen") nicht vorkommt.
Alfred Komarek plädierte für mehr Lebendigkeit in der Literaturförderung: "Wir stellen irgendwo eine sehr geräumige Schuhschachtel auf, in die jeder Ideen hineinschmeißen kann, seien sie noch so weit hergeholt, ohne Wertung, ohne Gewichtung."
Gabriele Ecker sprach sich dezidiert für eine Strategie aus, "die sowohl die kleineren, regionalen Initiativen unterstützt, aber gleichzeitig auch den hohen Wert der 'Leuchttürme' (Festivals) im Rahmen der Literaturvermittlung/Leseförderung anerkennt."
Die Literatur brauche eine stärkere Lobby, so Gerhard Ruiss, sie dürfe nicht ständig am Ende der Fresskette angesiedelt werden, als ohnehin "billige Kunst", die "weder besonders repräsentativ noch medial herzeigbar" sei.
Durch mehr Flexibilität in der Förderpolitik, durch innovative Töpfe mit kleineren Förderungen, die nicht streng nach Sparten voneinander abgegrenzt vergeben werden, könnte eine sehr breit eintretende Wirkung erzielt werden, die von der Lese- und Schreibförderung in Schulen bis hin zur Präsentation der Literatur in den entsprechenden Häusern und bei renommierten Festivals reicht. "Leidenschaft und Kompetenz in der Vermittlung sind unverzichtbare Eckdaten in der Literaturarbeit, es bedarf allerdings auch der entsprechenden Mittel dazu. Durch Wahrnehmung entsteht Attraktivität und daraus entstehen Zugzwänge. Ist die Begeisterung für Literatur groß genug, bedeutet Lesen keine Anstrengung mehr, dann gibt es nur noch diesen sich von Satz zu Satz und Buch zu Buch fortsetzenden Sog", fasst Ruiss abschließend zusammen.
Die Teilnehmer/innen waren sich über eine baldige Fortsetzung der Gespräche zur Vertiefung der angesprochenen Themen einig, die Autor/innen unter den Teilnehmer/innen werden ehestmöglich das Gespräch mit der NÖ Landeshauptfrau und Landeskulturreferentin Johanna Mikl-Leitner über die beim Podium geäußerten Verbesserungsvorschläge suchen.
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